Was ist IPT?

Die Interpersonelle Psychotherapie (IPT) gehört zu den wenigen psychologischen Verfahren, deren Wirksamkeit bei affektiven Störungen nachgewiesen wurde. Der Ansatz wurde ursprünglich speziell auf die ambulante Behandlung akuter unipolar depressiver Episoden zugeschnitten. Für die Akutbehandlung sind 12-20 Einzelsitzungen von 50-minütiger Dauer vorgesehen. Bei der weiteren Entwicklung der IPT erwies sich eine Erhaltungstherapie mit monatlichen Sitzungen als hilfreich.

Die IPT konzeptualisiert Depression als multifaktoriell bedingte, psychiatrische Erkrankung (medical model), die sich stets in einem interpersonellen Kontext entwickelt. Die therapeutische Arbeit setzt deswegen an den aktuellen Lebensbezügen des Betroffenen an, die im Zusammenhang zur depressiven Episode stehen (z.B. Partnerschaftskonflikt, Rollenveränderung im Rahmen von Mutterschaft oder Pflege eines Angehörigen). Die therapeutische Arbeit findet im Hier und Jetzt statt. Dem Patienten soll geholfen werden, neben der emotionalen Bearbeitung der interpersonellen Probleme auch die nötigen sozialen Fertigkeiten zur Bewältigung der Schwierigkeiten zu entwickeln, während gleichzeitig gezielt an der Reduzierung der depressiven Symptomatik gearbeitet wird.

Die theoretische Basis der IPT besteht in der interpersonellen Schule Sullivans sowie der Bindungstherorie Bowlbys. Spezifische interpersonelle Techniken (z.B. Kommunikationsanalyse) wie auch Techniken anderer Therapieschulen (z.B. Gefühlsaktualisierung, Klärung, Rollenspiele) werden eingesetzt. Da sich die Methode in der empirischen Überprüfung als erfolgreich erwiesen hat und als extrem flexibel gilt, wurde sie in vielfältiger Weise - beispielsweise auch für einen stationären Behandlungsrahmen oder für nicht-affektive Störungen - modifiziert.

Durchführung

Der Behandlungsablauf gliedert sich in drei Phasen:

1. initiale Phase (1.-3. Sitzung): Diagnose erheben und den Patienten (und ggf. Angehörige) über die depressive Störung und das Rationale der IPT informieren. Dem Patienten die Krankenrolle zuteilen, ihn entlasten und Hoffnung vermitteln. Mit Hilfe der Beziehungsanalyse die derzeitige depressive Episode in einen interpersonellen Kontext setzen. Im Behandlungsvertrag den Fokus (Trauer, Konflikte, Rollenwechsel, oder soziale Defizite) und die Therapieziele mit dem Patienten verhandeln.

2. mittlere Phase (4.-13. Sitzung): Bearbeitung des Fokus durch Betrauern des Verlustes, eine günstigere Anpassung an eine neue soziale Rolle, Klärung und Bewältigung von zwischenmenschlichen Konflikten und/oder den Aufbau neuer vertrauensvoller Beziehungen. Die Bindungs- bzw. Beziehungsmuster, Kommunikationsstrategien sowie die Emotionen des Patienten stehen bei der Bearbeitung im Vordergrund

3. Beendigungsphase (14.-16. Sitzung): Thematisieren des Therapieendes als Abschiedsprozess unter Berücksichtigung damit verbundener Emotionen (z.B Trauer, Angst, Wut, Ärger); Zusammenfassung des in der Therapie Erlernten und Ausblick auf die Zukunft.

Entwicklung der IPT in Deutschland und anderen Ländern

Durch die Anerkennung der IPT als „Methode“ durch den Wissenschaftlichen Beirat erhält dieser Ansatz für Deutschland aktuell eine veränderte Bedeutung, indem er nun sowohl für die Facharztweiterbildung und die Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten als auch für die Abrechnung bei den Krankenkassen zugelassen werden kann. Die IPT ist in internationalen Leitlinien empfohlen und gehört zu den evidenzbasierten und am besten überprüften Depressionsbehandlungen. Es existiert eine Internationale Gesellschaft Interpersoneller Psychotherapie (ISIPT; www.interpersonalpsychotherapy.org) sowie eine deutsche Arbeitsgemeinschaft Interpersonelle Psychotherapie. Die Publikation des deutschsprachigen Manuals (1. Aufl.: Schramm, 1996, neue Aufl. in Vorber.) sowie die Gründung der Arbeitsgemeinschaft IPT im Jahre 1996, löste ein breites Interesse an der IPT in Deutschland aus. Dementsprechend ließen sich zahlreiche Kollegen in IPT ausbilden, wobei die Anzahl an Kollegen aus dem Bereich der stationären Patientenversorgung die Zahl der niedergelassenen Kollegen übertraf. Seitdem wurde die IPT in der stationären Depressionsbehandlung insbesondere auf so genannten „Depressionsstationen“ etabliert. Eine solche „Schwerpunktstation IPT“ wurde modellhaft zunächst an der Freiburger Universitätsklinik implementiert und systematisch evaluiert . In Freiburg und Lübeck bestehen gute Erfahrungen mit der Einführung der IPT-Ausbildung in das Weiterbildungsprogramm zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie.

Die IPT findet außerdem Anwendung in zahlreichen weiteren Ländern wie Japan, Canada, Großbritanien, Niederlande, Norwegen, Italien, Spanien, Australien, Afrika, Griechenland, um nur einige zu nennen. In Abständen von 2 Jahren findet ein Kongress der ISIPT statt (3rd International Conference der ISIPT im März 2009 in New York, NY; 4th International Conference im Jahre 2011 in Amsterdam).

IPT-Gründer

Die IPT wurde Ende der 60er Jahre von dem amerikanischen Psychiater Gerald Klerman, seiner Frau Myrna Weissman sowie zwei weiteren Kollegen Bruce Rounsaville und Eve Chevron begründet. Die Entwicklung der IPT begann 1968 im Rahmen einer Multicenterstudie zur Rückfallprophylaxe depressiver Erkrankungen. Zu dieser Zeit war die Wirksamkeit trizyklischer Antidepressiva zur Behandlung akuter Depressionen bereits unumstritten, jedoch die optimale Dauer medikamentöser Therapie und die Rolle der Psychotherapie bei der prophylaktischen Behandlung noch unklar.

Die IPT wurde eigens für diese Untersuchung entwickelt. Das Verfahren wurde abgeleitet aus klinischer Erfahrung, aber vor allen Dingen auch aus empirischen Beobachtungen. Den Autoren ging es bei der Erstellung der IPT nicht darum, eine neuartige oder besonders originelle Psychotherapieform zu entwerfen, sondern vielmehr, ein strukturiertes psychologisches Therapieverfahren zu schaffen, das sich mit der operationalisierten medikamentösen Behandlungsbedingung vergleichen ließ: „Our intent was not to develop a new psychotherapy but to describe what we believed was reasonable and current practice with depressed patients ...“ (zitiert nach Klerman, Weissman, 1993, S. 4). Mit dem Ziel, das Verfahren zu standardisieren um seine Wirksamkeit zu überprüfen, wurden Konzepte, Strategien und Methoden in einem Manual beschrieben.

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